Die Herausforderung der Quellenlosigkeit
Wenn Sprachmodelle keine URLs mehr speichern und Content nur noch assimiliert wird, wie es Hanns Kronenberg in seinem Artikel auf LinkedIn skizziert hat, stellt sich die Frage: Ist dies ein positives Signal für alle, die schon immer prognostizierten, dass sich die Bedeutung des Internets schnell relativieren würde? Oder handelt es sich schlicht um einen weiteren Schritt in der digitalen Transformation und der Disruption der Werbewirtschaft?
Kronenbergs Text beschreibt, wie große Sprachmodelle wie GPT und Gemini Inhalte “assimilieren”, ohne ihre Quellen zu bewahren. In diesen KI-Systemen geht die individuelle Bedeutung einer URL verloren. Es zählt nicht mehr, woher die Information stammt, sondern wie häufig ähnliche Aussagen im Datensatz vorkommen. Was bleibt, ist die “semantische Häufigkeit” und “statistische Nähe” – nicht aber die Identität des Urhebers.
Die Renaissance der Markenidentität
Wenn LLMs bei ihren Antworten nur auf gut Glück die richtige URL weitergeben oder einfach eine halluzinierte Variante einer URL, die passen könnte, dann ist «Content King», wenn klar ist, wo er steht.
Dies könnte tatsächlich eine unerwartete Chance für traditionelle Medienformen wie Print, Audio und TV darstellen, sich ihrer alten Stärken zu besinnen. Ist etwa der Slogan «Print wirkt» doch eine Aussage mit mehr Substanz, als wir im digitalen Bereich alle gedacht und oft belächelt haben?
Die Chancen stehen nicht schlecht, dass Medien, die einen starken Namen transportieren können, wieder mehr Relevanz bekommen, wenn alles, was mit Suchmaschinenmarketing zu tun hat, an Bedeutung verliert. Die URL muss wieder zum Markennamen werden, und die Menschen müssen wissen, dass es den hochwertigen Content eben nur dort gibt.
Die Kommerzialisierung der digitalen Präsenz
Die Alternative wäre, noch stärker auf jeder einzelnen Social-Media-Plattform präsent zu sein. Doch was kommt dort als nächstes? Wird der Link in der Instagram-Story kostenpflichtig? Muss man auf LinkedIn eine Branding Page mieten, um sichtbar zu bleiben?
Wenn die bisher fast demokratisch anmutende Suchmaschinenlandschaft nicht mehr den Traffic liefert, der zum Überleben nötig ist, dann schlägt die Stunde der digitalen Parkplatzwächter. Die Plätze werden teuer werden – eine Entwicklung, die bereits heute zu beobachten ist.
Strategien für die neue Content-Ära
Was kann man aber gegen diese Entwicklung tun?
Die vielversprechendste Strategie liegt darin, nachhaltig hochwertigen Content zu produzieren – keinen Schrott, der lediglich für Suchalgorithmen optimiert ist. Der Fokus sollte auf qualitativen, wertvollen Inhalten liegen, die einen echten Mehrwert bieten.
Gleichzeitig sollten Content-Ersteller sich weniger auf die Social-Media-“Inseln” verlassen, denn dort wird der Platz teuer und eng werden. Der gut gemachte Blog, die durchdachte Webseite und inhaltlich stimmige Beiträge werden wichtiger denn je.
Allerdings zeichnet sich bereits ab, dass nicht unbedingt die besten Inhalte im Rennen um die neuen Rankings vorne liegen werden, sondern jene mit dem größten Marketingbudget. Die finanzielle Macht könnte in dieser neuen Ära der Contentverbreitung zum entscheidenden Faktor werden.
Fazit: Content-Strategie im Post-URL-Zeitalter
Kronenbergs Beobachtungen zu den fundamentalen Veränderungen der Informationsverarbeitung durch KI fordern uns heraus, über die Zukunft digitaler Inhalte neu nachzudenken. Wenn Sichtbarkeit im Modell nicht mehr über Links oder URLs entsteht, sondern über semantische Präsenz, müssen wir unsere Content-Strategien anpassen.
Die Antwort könnte in einer Rückbesinnung auf die Grundwerte des Publizierens liegen: Qualität, Vertrauenswürdigkeit und ein klares Markenprofil. Im Zeitalter der KI-Assimilation könnte die Lösung paradoxerweise darin bestehen, weniger auf technische Optimierung und mehr auf menschliche Relevanz zu setzen. Die große Herausforderung wird sein, diese Qualität zu liefern und gleichzeitig wirtschaftlich tragfähige Modelle zu entwickeln, die nicht ausschließlich von der algorithmischen Sichtbarkeit abhängen.
Die Debatte zu diesem Thema steht erst am Anfang. Welche Sicht haben Sie auf diese Entwicklung?
Für alle Interessierten hier noch der Prompt für das von Sora erstellte Bild:
Ein duales Bild, dessen Zentrum ein elegantes Smartphone auf einem Schreibtisch bildet. Auf dem Display pulsiert ein KI-Symbol, das ein Netzwerk aus verflochtenen Bedeutungsmustern darstellt. Aus dem oberen Teil des Smartphones erstreckt sich ein spiralförmiger, digitaler Trichter in kräftigen Blau- und Violetttönen, der Webseiten und digitale Inhalte einsaugt. Die Webseiten lösen sich allmählich auf, ihre URLs verblassen, während ihre Essenz in den Strudel gezogen wird.
In der linken Bildhälfte: Die digitale Welt, wo Menschen sich gegen den Sog stemmen, während ihre Inhalte assimiliert werden. Im Hintergrund stehen Reihen von Servern mit blinkenden Lichtern, daneben Geschäftsleute an transparenten Bildschirmen, die Diagramme mit steigenden Preisen für digitale Werbeflächen und Social-Media-Präsenzen betrachten.
In der rechten Bildhälfte: Eine Renaissance traditioneller Medien – ein stilvolles Zeitschriftenregal, ein elegantes Radiomikrofon und ein hochwertiger TV-Bildschirm, alle mit deutlich sichtbaren Markenlogos. Menschen greifen nach diesen Medien, während ihre Augen gleichzeitig auf das Smartphone gerichtet sind.
Zwischen beiden Welten schwebt eine symbolische Brücke aus hochwertigen Inhalten, dargestellt durch leuchtende Textfragmente, die sowohl in Richtung der KI als auch zu den traditionellen Medien fließen. Über dieser Brücke schwebt eine goldene Krone mit der Aufschrift “Content is King – When You Know Where It Lives”.
Das gesamte Bild ist in einer optimistischen, hellen Farbpalette gehalten mit warmen Akzenten. Die Atmosphäre ist nicht dystopisch, sondern reflektiert einen Moment des Wandels – eine neue Gleichgewichtsfindung zwischen KI-Assimilation und traditioneller Medienidentität.