Eine hyperrealistische, vertikale Aufnahme bei Nacht, die den starken Kontrast zwischen Arm und Reich zeigt. Im Vordergrund steht ein Mann in abgenutzter Kleidung draußen im Schneetreiben. Er presst seine Hand und sein Gesicht gegen die riesige Glasfassade eines modernen Luxus-Penthouses. Sein Atem kondensiert am Glas, und von seiner Handfläche gehen deutliche Risse in der Scheibe aus. Im warm erleuchteten Innenraum feiert eine Gruppe elegant gekleideter Menschen ausgelassen mit Champagner und Austern. Eine Frau hält ein Smartphone hoch, um ein Selfie zu machen, wobei die Gruppe den Mann draußen nicht wahrzunehmen scheint. Die Lichter der Stadt spiegeln sich in der nassen, gesprungenen Scheibe.

Wenn Karl etwas noch mehr anwiderte als die Gleichgültigkeit der Gesellschaft gegenüber seiner Situation als Langzeitarbeitsloser, dann war es das widerliche Zurschaustellen einer Elite in den sozialen Medien. Menschen, die offenbar nichts Besseres zu tun hatten, als ihren Reichtum, ihren Überfluss, ihre ganze vermeintliche Überlegenheit vor aller Augen auszubreiten.

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Er hasste diese Menschen.

Er würde sie eliminieren. Das war sein Traum. Widerlich empfand er es selbst, diesen Gedanken zu denken, und gleichzeitig fühlte er sich darin geborgen wie in einer warmen Decke.

Während draußen in der Kälte Menschen erfroren – buchstäblich, nicht metaphorisch, sondern mit blauen Lippen und steifen Gliedern unter Brücken und in Hauseingängen –, saßen andere bei wohligen zwanzig Grad, fraßen ihre dreitausend Kalorien, genossen Champagner, Austern und Gänseleber. Sie posteten Bilder davon. Hashtagten ihr Glück. Verlangten Likes für ihren Überfluss.

Die Scheiben ihrer Paläste würden bald platzen.

Karl war sich dessen sicher.

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