Mai 26, 2025

KI, Thermomix und Lesestoff: Das Agenten Dillema und eine «Begabung» als Lesestoff

Es geht weiter mit der vierten Ausgabe des «KI, Thermomix und Lesestoff»-Newsletters. Die dritte Ausgabe war eher ein Versehen. Sie sollte eigentlich ein banaler Artikel und kein Newsletter werden. Dennoch: Nun sind wir bei der vierten Ausgabe – und das Hauptthema heute sind die Agenten, die uns mit der KI-Welle plötzlich als Effizienzbooster angepriesen werden.

Sind sie das wirklich? Oder sind sie Jobkiller und Armutsbringer? Wer kann von Agenten leben? Und was sind überhaupt Agenten? Der bekannteste aller Agenten ist jedenfalls nicht gemeint. Und für diejenigen, die sich noch nicht so sehr mit den KI-Agenten beschäftigt haben, möchte ich ein kleines Beispiel aus der Welt des Thermomix ins Spiel bringen.

Der Thermomix-Agent als Küchenrevolution

Stell dir vor, dein Thermomix hätte einen unsichtbaren Begleiter an Bord. Einen Agenten, der dir morgens sagt, welche Rezepte du aus deinen Resten zaubern kannst. Der deinen Einkaufszettel vorbereitet, deine Lieblingsrezepte anpasst (ohne Sellerie, bitte), dir Kochvideos empfiehlt und sogar mit deinem Kalender spricht, um das nächste Familienessen zu planen. Kein Tippen, kein Scrollen – du musst einfach nur sprechen, denken lassen, dann machen.

Ein Thermomix-Agent wäre also nicht einfach nur ein smarter Chatbot, sondern eine auf dein Küchenleben zugeschnittene KI, die weiß, was du brauchst, bevor du selbst daran denkst.

Er kombiniert: • Wissen aus Rezeptdatenbanken wie Cookidoo • Kontext aus deinem Alltag (Vorräte, Vorlieben, Zeitfenster) • Aktion, etwa durch das automatische Starten eines Kochvorgangs, Planen eines Einkaufs oder Anpassen von Portionsgrößen

Kurz gesagt: Ein Agent ist das, was dein Thermomix heute noch nicht ist – aber bald sein könnte. Ein Mitdenker statt nur ein Gerät.

Damit ist hoffentlich klar, was ein KI-Agent alles sein kann. Und damit sind wir beim eigentlichen Thema dieses Newsletters.

Mehr Effizienz, weniger Wert: Das Agenten-Dilemma

In den letzten Monaten begegnet mir eine Frage immer häufiger: «Warum noch Grafiker einstellen, wenn KI-Agenten das schneller und günstiger machen?» Ähnliche Gespräche führe ich über Backoffice-Prozesse, Kundenbetreuung und sogar strategische Beratung. Die Antwort scheint einfach: Agenten sind die Zukunft, alles andere ist Ballast.

Doch während ich diese Euphorie beobachte, stellt sich für mich eine grundsätzliche Frage: Wenn wir alle zu Agenten-Dirigenten werden – wer erschafft dann noch die Werte, von denen wir leben?

Die große Verlagerung

Was wir gerade erleben, ist mehr als ein technologischer Wandel. Es ist eine fundamentale Verschiebung dessen, was wir als wertschöpfend betrachten. Backoffice-Tätigkeiten, die jahrzehntelang das Rückgrat unserer Unternehmen bildeten, werden zunehmend an KI-Systeme delegiert. Die Arbeit von Grafikern, die Kreativität mit Fachwissen verbanden, entsteht heute per Prompt. Beratungsleistungen werden durch ausgeklügelte Systemlogiken ersetzt, die scheinbar jede erdenkliche Situation durchspielen können.

Diese Entwicklung bringt unbestreitbare Vorteile: Prozesse werden schneller, Kosten sinken, Skalierbarkeit steigt. Doch sie wirft auch eine unbequeme Frage auf: Sind wir dabei, die Substanz unserer Wirtschaft zu automatisieren?

Wenn alles agentisch wird

Stellen wir uns eine Welt vor, in der tatsächlich alle routine- und prozessbasierten Tätigkeiten von Agenten übernommen werden. Eine verlockende Vision für Effizienz-Enthusiasten. Aber wo findet in dieser Welt noch echte Wertschöpfung statt?

Ein produzierendes Unternehmen kann seine Buchhaltung automatisieren, seine Marketingmaterialien durch KI erstellen lassen und seine Kundenanfragen durch Chatbots bearbeiten. Aber am Ende muss es immer noch ein physisches Produkt herstellen, das Menschen brauchen oder wollen. Und genau hier liegt die Krux: Während wir begeistert unsere Supportstrukturen digitalisieren, vergessen wir manchmal, dass jemand noch die eigentlichen Produkte entwickeln, produzieren und verbessern muss.

Das Paradox der digitalen Transformation

Wir erleben ein faszinierendes Paradoxon: Unternehmen, die sich als digital transformiert betrachten, weil sie ihre internen Prozesse automatisiert haben, kämpfen gleichzeitig damit, innovative Produkte zu entwickeln, die am Markt bestehen. Sie haben gelernt, Agenten zu orchestrieren, aber verlernt, Dinge zu erschaffen, die Menschen wirklich bewegen.

Ich bin kein Feind der Automatisierung – im Gegenteil. KI-Agenten können uns von repetitiven Aufgaben befreien und Kapazitäten für das Wesentliche schaffen. Die Frage ist nur: Nutzen wir diese gewonnene Zeit und Energie, um bessere Produkte zu entwickeln, oder verschwenden wir sie in einem endlosen Optimierungskarussell mit Beratersessions in Dauerschleifen?

Die volkswirtschaftliche Dimension

Wenn wir die Perspektive weiten, wird das Bild noch komplexer. Eine Volkswirtschaft, die primär auf der Optimierung von Prozessen basiert, während die eigentliche Produktionsbasis erodiert, gleicht einem Kartenhaus. Wir können nicht alle Agenten-Manager werden, während andere Länder die physischen und digitalen Produkte herstellen, die wir konsumieren.

Ein Prozess, den wir aktuell in der Autoindustrie sehen, der in der Textilindustrie bereits vollzogen ist – und unter dem die deutsche Solarbranche zusammengebrochen ist. Damit auch die Existenzen vieler Menschen, die heute in Teilen nicht mehr konsumieren können, was die Werkbänke in Asien hervorbringen. Oder eben nur noch diese Produkte konsumieren – die dann weder nachhaltig noch wertschöpfend für unsere Volkswirtschaft sind.

Medienbranche: Wer erzählt die Geschichte?

Auch in der Medienbranche sehen wir diesen Wandel: Während Agenten immer mehr Content generieren und Designaufgaben übernehmen, stellt sich die Frage: Wer entwickelt die Formate, Konzepte und Geschichten, die diese Agenten dann umsetzen? Wer sorgt für die menschliche Perspektive, die Inhalte relevant und emotional macht? Und wer kann sich am Ende noch das Abo hinter der Paywall leisten, wenn kostenfreie Angebote durch agentisch gesteuerte Werbeeinblendungen überdeckt werden?

Zwischen Hype und langfristiger Strategie

Der aktuelle KI-Hype erinnert mich an frühere Technologie-Wellen. Auch damals wurde vorhergesagt, dass bestimmte Technologien ganze Branchen überflüssig machen würden. Oft kam es anders: Die Technologie wurde zu einem Werkzeug, das neue Möglichkeiten schuf, anstatt alte vollständig zu ersetzen.

Vielleicht liegt genau hier der Schlüssel: Agenten nicht als Ersatz für menschliche Kreativität und Produktentwicklung zu sehen, sondern als Verstärker. Als Werkzeuge, die uns ermöglichen, schneller zu iterieren, mehr Varianten zu testen und unsere kreativen Kapazitäten auf die wirklich wichtigen Entscheidungen zu fokussieren.

Die Frage nach dem Wert

Was verstehen wir unter Wertschöpfung? Ist es die perfekte Optimierung bestehender Prozesse oder die Erschaffung neuer Lösungen für menschliche Bedürfnisse?

Unternehmen, die langfristig erfolgreich sein wollen, sollten beides im Blick behalten. Ja, nutzen Sie Agenten, um effizienter zu werden. Aber vergessen Sie nicht, dass Ihre eigentliche Differenzierung in dem liegt, was Sie erschaffen: In Ihren Produkten, Ihren Lösungen, Ihren Ideen.

Ein Plädoyer für das Sowohl-als-auch

Ich plädiere nicht für eine Rückkehr zu ineffizienten Prozessen oder gegen den Einsatz von KI. Vielmehr geht es um ein bewusstes Sowohl-als-auch: Automatisierung dort, wo sie sinnvoll ist. Und menschliche Kreativität dort, wo sie unersetzlich bleibt.

Die Zukunft gehört nicht den Unternehmen, die am besten Agenten orchestrieren, sondern denen, die das richtige Gleichgewicht finden: Zwischen Effizienz und Innovation, zwischen Automatisierung und Kreativität, zwischen Prozessoptimierung und Produktentwicklung.

Denn eines ist sicher: Auch in einer Welt voller Agenten werden Menschen Probleme haben, die gelöst werden wollen. Und die besten Lösungen entstehen dort, wo menschliche Einsicht auf technische Möglichkeiten trifft.

Lesestoff mit Haltung

«Begabung usw.» von Hanna Lakomy und Florian Havemann

Manchmal überrascht einen ein Buch auf allen Ebenen. «Begabung usw.» ist genau so ein Werk. Es beginnt als provokanter Blick hinter moderne Beziehungsformen und entfaltet sich schnell zu einem fein komponierten Roman über Selbstbestimmung, Machtverhältnisse und Freundschaft.

Was besonders beeindruckt: die Tonalität. Der Text ist frech, klug und warmherzig zugleich. Die Autorin verhandelt ernste Themen mit Leichtigkeit und Witz. Beim Lesen lacht man, denkt nach und bleibt neugierig bis zur letzten Seite. Die wechselnden Perspektiven zwischen der jungen Ich-Erzählerin und ihrer älteren Freundin Isolde geben der Geschichte zusätzliche Tiefe und Dynamik.

«Begabung usw.» ist kein klassisches Plädoyer und auch kein Skandalbuch. Es ist ein literarisches Spiel mit Wahrheiten und Rollenbildern. Und es macht Spaß. Es ist unterhaltsam, reflektiert und voller überraschender Wendungen.

Meine klare Lesestoffempfehlung für alle, die Sprache lieben, die berührt und zugleich unterhält. Und für alle, die neue Perspektiven schätzen. Gibt es im guten Buchhandel – und bei Amazon.

Rezept zum Schluss: «Single Asia Thermomix Spezial»

Es ist Freitagabend und du würdest gerne noch etwas asiatisches essen, aber du hast keine Lust mehr auf den langen Weg in die City und möchtest auch nicht deine nachhaltige Lebensweise durch eine Lieferdienstbestellung ruinieren. Dann habe ich den ultimativen Thermomix-Rezept-Tip für dich.

• 200 g Hähnchen oder Putenfleisch • 1 Paprika • ½ Zucchini (gewaschen) • 2–3 Kaffir-Limettenblätter • 250–400 ml Kokosmilch • 1–2 Löffel Erdnussmus • 1 Teelöffel Fischsauce • Beilage: Reis, Nudeln oder Instantnudeln

Paprika und Zucchini klein schneiden und in den Mixtopf geben. Kaffir-Limettenblätter und Fleisch dazu. Mit Kokosmilch bedecken. Erdnussmus und Fischsauce ergänzen. Den Thermomix auf 95 °C stellen, Linkslauf, Stufe 1 oder 2, 10 Minuten garen lassen.

Wenn du Instantnudeln nutzt: Nach den 10 Minuten noch 3–4 Minuten mitgaren. Bei Reis oder klassischen Nudeln – separat zubereiten.

Guten Appetit.

P.S. Hier noch der Prompt für das Essensbild: A steaming bowl of Thai-style chicken or turkey curry, made with coconut milk and peanut butter, served with colorful bell peppers and zucchini slices. Garnished with whole kaffir lime leaves on top. The creamy sauce glistens in the light, slightly thick and golden-beige, with tender meat pieces clearly visible. The dish is placed in a ceramic bowl on a rustic wooden table, surrounded by optional sides like jasmine rice, rice noodles, and a spoon with peanut butter. Natural lighting from the side, shallow depth of field, ultra-realistic texture, studio-quality food styling, 8K resolution, close-up view, appetizing and fresh look

made by sora, prompt by #digitalpaddy

Ich hoffe dieser Newsletter hat euch gefallen, dann liked ihn gerne, kommentiert und empfehlt ihn gerne weiter.

Eine gute Restwoche wünsche ich und am Vatertag nicht ganz die Familie vergessen!

Euer #digitalpaddy

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