
Der Newsletter, der Küchentechnologie, künstliche Intelligenz und Genusskultur auf einzigartige Weise verbindet
Liebe Leserinnen und Leser,
willkommen zur zehnten Ausgabe unseres Newsletters! Ein kleines Jubiläum, das zeigt: Die Verbindung zwischen Thermomix, KI und gutem Lesestoff funktioniert. Mit über 2.800 Impressions und stetig wachsender Community beweist ihr, dass diese ungewöhnliche Mischung ihre Berechtigung hat.
Die Bubble-Falle: Wenn Experten unter sich bleiben
Es ist ein faszinierendes Phänomen unserer Zeit: Während in meiner LinkedIn-Timeline täglich neue KI-Durchbrüche gefeiert werden, kämpft der Bäcker um die Ecke noch mit seiner ersten Excel-Tabelle. Diese Kluft zwischen digitaler Elite und analoger Realität wird nicht kleiner, sondern größer.
Letzte Woche saß ich in einem Workshop zum Thema KI-Integration. Die Diskussion drehte sich um Reasoning-Modelle, während der durchschnittliche Mittelständler noch darüber grübelt, ob er überhaupt ein funktionierendes CRM-System braucht. Wir diskutieren über o3-mini-high und Claude Opus 4, während traditionelle Unternehmen noch ihre Prozesse digitalisieren müssen.
KI als das neue Thermomix-Phänomen
Erinnert ihr euch noch an die Anfänge des Thermomix-Hypes? Plötzlich gab es zwei Welten: Die eine, in der Menschen 1.500 Euro für eine Küchenmaschine ausgeben und danach jeden Besuch mit Kostproben bombardieren. Und die andere, in der normale Sterbliche weiterhin mit Topf und Kochlöffel hantieren und sich fragen, was das ganze Theater soll.
Genau das passiert gerade mit KI. Wir haben die Enthusiasten, die stolz ihre neuesten Prompt-Tricks präsentieren. Wir haben die Erklärer-Fraktion, die aufzeigt, dass hier mehr als ein paar Buzzwords im Spiel sind. Und wir haben die große Mitte, die KI hauptsächlich als bessere Suchmaschine nutzt.
Die Lifestyle-Falle
Aber was ist, wenn das alles nur ein furchtbarer Irrtum ist? Was, wenn KI aktuell hauptsächlich ein cooles, lustiges Spielzeug ist, das uns eine Art Digital Lifestyle vorgaukelt? Während wir uns über die spektakulärsten KI-Bilder und die cleversten ChatGPT-Antworten amüsieren, passiert im Hintergrund möglicherweise etwas ganz anderes.
Die brutale Wahrheit: Viele nutzen KI wie eine Suchmaschine mit Unterhaltungswert. Wir erstellen Bildchen, lassen uns Texte schreiben und fühlen uns dabei innovativ. Aber sind wir nicht vielleicht nur die Thermomix-Besitzer der Digitalisierung – überzeugt davon, dass wir die Zukunft leben, während wir eigentlich nur ein teures Spielzeug bedienen?
Der Unterschied zum Thermomix
Im Gegensatz zum Thermomix, der in der Küche bleibt und dort seinen Job macht, wird KI unsichtbar in alle Lebensbereiche eindringen. Während wir uns über die neuesten GPT-Features unterhalten, optimiert KI bereits Lieferketten, analysiert medizinische Daten und steuert Verkehrsflüsse.
Der Thermomix revolutioniert, wie wir kochen. KI revolutioniert, wie wir leben, arbeiten und denken. Nur merken wir es nicht, weil wir zu beschäftigt sind mit dem Erstellen von perfekten Prompts für belanglose Aufgaben.
Vom Wissen zum Verstehen
Was uns fehlt, ist nicht mehr Technologie. Es ist die Fähigkeit, sie verständlich zu machen. Wir brauchen keine weiteren Features, sondern Menschen, die erklären können, warum diese Features wichtig sind.
Ein Beispiel: Statt über «multimodale KI-Systeme» zu sprechen, könnte man sagen: «Ein Programm, das gleichzeitig Bilder verstehen und Texte schreiben kann.» Statt «Reasoning-Modelle» einfach: «KI, die ihre Gedankengänge erklärt.»
Die Parallele zum Kochen
Stellt euch vor, ihr würdet euren Thermomix nur für Milchshakes verwenden, während das Gerät eigentlich fähig ist, komplette Menüs zuzubereiten. Genau das machen viele mit KI: Sie nutzen ein Werkzeug, das Branchen transformieren könnte, für lustige Bildchen und aufpolierte E-Mails.
Praktische Brücken bauen
Wie überbrücken wir diese Kluft? Drei konkrete Ansätze:
- Geschichten statt Fachbegriffe: Erzähle, wie der Bäcker um die Ecke mit ChatGPT seine Speisekarte übersetzt. Nicht, wie LLMs funktionieren.
- Kleine Schritte ernstnehmen: Der Handwerker, der seine Rechnungen jetzt digital verschickt, hat einen größeren Digitalisierungsschritt gemacht als der Tech-Experte, der von GPT-4 auf Opus 4 wechselt.
- Ehrliche Reflexion: Wann hast du das letzte Mal jemandem außerhalb deiner Bubble erklärt, was du beruflich machst? Und hat er es verstanden?
Was bedeutet das für uns?
Vielleicht ist es Zeit, aus der Lifestyle-Bubble herauszutreten und zu verstehen, was wirklich passiert. KI ist weder der Jobkiller noch das harmlose Spielzeug. Es ist ein Werkzeug, das je nach Einsatz verschiedene Realitäten schaffen kann.
Die Gewinner werden nicht die sein, die die coolsten Prompts erstellen oder die lautesten Warnungen aussprechen. Die Gewinner werden die sein, die verstehen, wie sie KI strategisch einsetzen können – beruflich und privat. Und vor allem: Die, die anderen dabei helfen, diese Technologie zu verstehen und sinnvoll zu nutzen.
Lesestoff: Workation kills (in eigener Sache)
Zum Thema Bubble passt mein neuer Wirtschaftskrimi «Workation kills» perfekt. Vier Gründer einer Digitalagentur treffen sich zur luxuriösen Workation in der Eifel. Was als kreatives Brainstorming beginnt, endet tödlich: Einer der Teilnehmer wird tot im Pool gefunden.
Das Buch zeigt die dunkle Seite der schönen neuen Arbeitswelt. Zwischen Geschäftsführerin Sophia Brenner, Tech-Experte Justus Reimann und den anderen entfaltet sich ein Netz aus Intrigen, die typisch sind für unsere Branche: Der Kampf zwischen Idealismus und Kommerz, zwischen Work-Life-Balance und Selbstausbeutung.
War es ein tragischer Unfall? Oder steckt mehr dahinter? Als ein heftiges Unwetter die kleine Gruppe vom Rest der Welt abschneidet, beginnen die Ermittler Nina Müller und Andreas B. Anner, die Geheimnisse hinter der glänzenden Fassade aufzudecken. Jahrzehntelang gehütete Familiengeheimnisse kommen ans Licht – und plötzlich steht für alle Beteiligten viel mehr auf dem Spiel als nur der Erfolg ihrer Firma.
Nach «Mord auf der Messe» ist dies der zweite Fall für das Kölner Ermittlerduo in der Digitalbranche. Ein ausführliches Glossar mit Fachbegriffen hilft allen, die nicht täglich in unserer Bubble unterwegs sind.
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Der wahre Fortschritt
Vielleicht ist der größte Fortschritt nicht die nächste KI-Generation oder der noch smartere Thermomix. Vielleicht ist es die Fähigkeit, wieder miteinander zu reden. Über Bubbles hinweg. In einer Sprache, die alle verstehen.
Technologie ist nur so gut wie der Mensch, der sie benutzt. Und noch wichtiger: wie der Mensch, der sie anderen erklärt.
Bis nächste Woche!
Euer #digitalpaddy
P.S.: Danke für eure treue Leserschaft! Die Zahlen zeigen: Qualität und Authentizität setzen sich durch. Auch ohne KI-Optimierung und Wachstumshacks.
Mein Lieblingsprompt der Woche mit Adobe Firefly:
Ein Foto von einem Hamster, der im Meerwasser schwimmt. Er wird von einem Hai verfolgt, dieser schwimmt hinter ihm. Beide sind unter der Wasserobefläche.
Ein Glücksgriff und definitiv kein gutes Beispiel für #greenprompting

Titelbild: Death to Stock