Mai 22, 2025

Lasst doch mal den Halbgeviertstrich in Ruhe

Textforensiker und solche, die sich dafür halten, durchschnüffeln in den letzten Tagen das Internet nach dem Halbgeviertstrich und versuchen Texte, die ihrer Ansicht nach einen besonders hohen Anteil an dem umgangssprachlich als Gedankenstrich bekannten Satzzeichen haben (gibt es da eine Formel?), als KI-generierte Texte zu entlarven und würden ihnen am liebsten ein Fleur de Lis aufdrücken.

Der Gedankenstrich wird gerne von der KI verwendet; woran das liegen mag, werden irgendwann kluge Menschen herausfinden. Bis dahin muss man den Gedankenstrich mal in Ruhe lassen und ihn nicht als KI-Paria verschreien.

Dass wir den Gedankenstrich so verteufeln, ist wohl dem Wunsch geschuldet, menschliche Texte von KI-Texten trennen zu können. Was meiner Meinung nach schwierig wird, weil viele Menschen auch ihre Texte mit der KI verbessern, anreichern, umschreiben oder auch umgekehrt verfahren.

Wir haben über die Jahre verlernt, mit Sprache gut umzugehen: Wir verkürzen sie, wir denglischen, es werden arabische Wörter in die Sprache integriert, und Kinder lernen in der Schule, auf dem Schulhof einen Slang, der mit der Sprache von Goethe und Schiller wenig zu tun hat. Viele Eltern können kaum dagegen angehen, da das Thema Sprachverstümmelung schon über Generationen ein Phänomen ist, das mit Social Media einen Boost bekommen hat, der mit Lichtgeschwindigkeit durch die Sprachsynapsen fegt.

Es muss auf beiden Seiten des Textes ein Gefühl für Sprache geben. Wenn du schreibst, musst du einen eigenen Stil/ein eigenes Gefühl für Schriftsprache haben, und der Lesende muss ein Gefühl für gelesene Sprache haben. Nur dann erkennst du Texte aus der Maschine und echte Texte. Wer versucht, mathematisch an das Thema heranzugehen, wird scheitern.

Gedankenstriche sind ein Stilmittel, und offenbar hat die KI viel mit Texten gelernt, die dieses Stilmittel verwendet haben. Manchmal wird er einfach auch nur falsch verwendet, was daran liegt, dass wir ihn mit Leerzeichen verwenden und in der Anglistik vielfach ohne. Was die KI nun wirklich verwirren könnte … Ich will jetzt aber nicht über deutsche Erdbeeren mit einem R und englischen Erdbeeren mit zwei R reden.

Und hier der gesamte Text nochmal mit Gedankenstrichen:

Lasst doch mal den Halbgeviertstrich in Ruhe.

Textforensiker und solche, die sich dafür halten, durchschnüffeln in den letzten Tagen das Internet nach dem Halbgeviertstrich und versuchen Texte, die ihrer Ansicht nach einen besonders hohen Anteil an dem umgangssprachlich als Gedankenstrich bekannten Satzzeichen haben – gibt es da eine Formel? –, als KI-generierte Texte zu entlarven und würden ihnen am liebsten ein Fleur de Lis aufdrücken.

Der Gedankenstrich wird gerne von der KI verwendet – woran das liegen mag, werden irgendwann kluge Menschen herausfinden. Bis dahin muss man den Gedankenstrich mal in Ruhe lassen und ihn nicht als KI-Paria verschreien.

Dass wir den Gedankenstrich so verteufeln, ist wohl dem Wunsch geschuldet, menschliche Texte von KI-Texten trennen zu können. Was meiner Meinung nach schwierig wird – viele Menschen verbessern, bereichern und umschreiben ihre Texte mittlerweile mit der KI oder verfahren auch umgekehrt.

Wir haben über die Jahre verlernt, mit Sprache gut umzugehen: Wir verkürzen sie, wir denglischen, es werden arabische Wörter in die Sprache integriert, und Kinder lernen in der Schule – auf dem Schulhof – einen Slang, der mit der Sprache von Goethe und Schiller wenig zu tun hat. Viele Eltern können kaum dagegen angehen, da das Thema Sprachverstümmelung schon über Generationen ein Phänomen ist, das mit Social Media einen Boost bekommen hat – einen Boost, der mit Lichtgeschwindigkeit durch die Sprachsynapsen fegt.

Es muss auf beiden Seiten des Textes ein Gefühl für Sprache geben. Wenn du schreibst, musst du einen eigenen Stil – ein eigenes Gefühl für Schriftsprache – haben, und der Lesende muss ein Gefühl für gelesene Sprache haben. Nur dann erkennst du Texte aus der Maschine und echte Texte. Wer versucht, mathematisch an das Thema heranzugehen – der wird scheitern.

Gedankenstriche sind ein Stilmittel, und offenbar hat die KI viel mit Texten gelernt, die dieses Stilmittel verwendet haben. Manchmal wird er einfach auch nur falsch verwendet, was daran liegt, dass wir ihn mit Leerzeichen verwenden und in der Anglistik vielfach ohne. Was die KI nun wirklich verwirren könnte … Ich will jetzt aber nicht über deutsche Erdbeeren mit einem R und englischen Erdbeeren mit zwei R reden.

Bild: Adobe Stock ohne KI

Und hier noch ein paar Stilblüten der Bild-KI (Adobe Firefly) zum Thema.

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