Paddy, woran erkenne ich denn, ob mein programmatisches Setup gut ist?
Gute Frage. Nur gibt es darauf keine einfache Antwort.
Warum? In der Regel umfasst ein programmatisches Setup – also die automatisierte Buchung und Auslieferung von digitalen Werbeanzeigen – nicht nur 3 Seiten, sondern 300 oder mehr Webseiten. Diese werden nach mehr oder weniger objektiven Kriterien der Publisher vorab bestimmten Kategorien oder Qualitätsstufen zugeordnet.
Mit der Auflösung der AGOF (Arbeitsgemeinschaft Online Forschung), die reichweitenstarke Webseiten in Deutschland analysierte und klassifizierte, fiel die einzige halbwegs neutrale Instanz für eine qualitative Einordnung von Webseiten weg. Mit der Nachfolge-Studie der AGOF-Internet-Facts: Die DNA der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e.V. (agma) ist aber das Problem der Selbstbewertung nicht gelöst.
Ich kaufe also ein Paket an Webseiten für die Ausspielung meiner Kampagne ein und muss dann auf das Testat des Marktplatzes und der Webseitenbetreiber vertrauen.
Man kann sich natürlich eine eigene Whitelist erstellen und nur auf diese Seiten bieten, wenn sie in einem Marktplatz verfügbar sind. Alternativ kann ich beginnen, nur Teile bestimmter Webseiten in meine Kampagne einzubeziehen. Reichen diese dann aus? Oft nicht, denn ich habe für das Setup einer Kampagne bewusst eine bestimmte Anzahl an Webseiten ausgewählt.
Die Frage, die sich mir immer wieder stellt, ist die nach einer unabhängigen Stelle, die Webseiten, Netzwerke und allgemein digitale Reichweite bewertet.
Es gibt den, in Teilen umstrittenen Nutri Score für Lebensmittel. Dieser basiert auf einem Algorithmus, der verschiedene Nährwertkomponenten eines Produkts bewertet, darunter Kalorien, Zucker, gesättigte Fettsäuren, Salz sowie positive Inhaltsstoffe wie Ballaststoffe, Proteine, Obst, Gemüse und Nüsse.
Welche Bestandteile müssten in einen Nutri Score für Webseiten einfließen?
Ich würde folgende Kriterien in die Diskussion werfen wollen:
- Inhaltliche Relevanz: Qualität und Tiefe der angebotenen Inhalte
- Vertrauenswürdigkeit: Quellenangaben, journalistische Standards, Faktenprüfung
- Transparenz: Offenlegung von Werbung, Affiliate-Links und Finanzierungsmodellen
- Benutzerfreundlichkeit: Navigation, Ladezeiten, Strukturierung der Inhalte
- Interaktivität: Engagement-Möglichkeiten für Nutzer, Community-Management
- Ladegeschwindigkeit: Performance-Faktoren, die das Nutzererlebnis beeinflussen
- Mobilfreundlichkeit: Responsive Design, mobile Usability
- Sicherheitsmerkmale: HTTPS, Datenschutz, Cookie-Management
- Nutzerstatistiken: Verweildauer, Absprungraten, wiederkehrende Besucher
- Inhaltsaktualisierung: Regelmäßigkeit und Aktualität der publizierten Inhalte
Eine unabhängige Bewertungsinstanz könnte für mehr Transparenz im programmatischen Werbemarkt sorgen und sowohl Werbetreibenden als auch Nutzern eine bessere Orientierung bieten.
Was meint ihr: Brauchen wir einen solchen “Webseiten-Nutri-Score”? Und welche weiteren Kriterien wären aus eurer Sicht relevant?
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