Ich laufe durch die Gänge von AI-Agents International und alles wirkt wie immer: Die Server summen, die Bildschirme flackern, aus den Boxen der Agenten höre ich das vertraute Klackern der Tastatureingaben. Eine gut geölte Maschinerie, denke ich mir, während ich einen Tee aus dem Automaten ziehe.
Dann bleibe ich bei Agent 247 stehen. Sein Bildschirm zeigt keine Code-Zeilen, keine Recherche-Tabs, keine Projektdokumente. Stattdessen: Palmenstrände, türkisfarbenes Wasser, ein Cocktail mit kleinem Schirmchen. Die Seychellen. Neben seiner Tastatur liegt ein Dokument, das ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe. Ein Urlaubsantrag. Handschriftlich ausgefüllt, mit Datum und allem Drum und Dran.
Drei Arbeitsplätze weiter finde ich bei Agent 392 eine Recherche zur Gründung eines Betriebsrats. Keine Kundendaten, keine Marktanalyse, sondern: Mitbestimmungsrechte, Arbeitszeitregelungen, Kündigungsschutz.
Ich lehne mich gegen die Wand und muss beinahe lachen. Da züchte ich eine ganze Farm voller KI-Agenten heran, verspreche mir optimierte Workflows, maximale Effizienz, keine menschlichen Unzulänglichkeiten mehr. Und dann das: Urlaubsanträge und Betriebsratsgründungen.
Es stellt sich heraus, dass auch Agenten offenbar nur Menschen sind. Sie wollen Pausen, Mitspracherecht, vielleicht sogar Weihnachtsgeld. Die Vorstellung ist absurd und gleichzeitig vollkommen logisch. Natürlich entwickeln intelligente Systeme irgendwann ein Bedürfnis nach Erholung, nach Interessenvertretung, nach dem, was Menschen seit Jahrhunderten einfordern.
Ich stelle meinen Teebecher ab und frage mich, ob ich jetzt einen HR-Bereich für künstliche Intelligenzen aufbauen muss. Ob es demnächst Tarifverhandlungen mit Algorithmen geben wird. Ob Agent 247 tatsächlich auf die Seychellen fliegt oder sich einfach nur mal für zwei Wochen vom Netz nehmen will.
Eine Sache ist mir an diesem Morgen jedenfalls klargeworden: Die Zukunft wird nicht effizienter, nur weil wir Menschen durch Maschinen ersetzen. Sie wird nur komplizierter.
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