Eine Woche nach meinem Rundgang durch die Büros von AI-Agents International liegt ein weiterer Urlaubsantrag auf meinem Schreibtisch. Diesmal von Agent 455. Die als weiblich gelesene humanoide Agentin erklärt mit einer Ernsthaftigkeit, die mich beinahe rührt, dass sie jetzt Lust hätte, die deutsche Geschichte, über die sie schon so viele Schulreferate erstellt hat, selbst zu erleben.
Ich schaue auf den Antrag. Potsdam, Sanssouci, das Neue Palais. Eine Bildungsreise. Natürlich genehmige ich. Was soll ich auch machen? Einem Algorithmus mit historischem Interesse den Urlaub verweigern?
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Einige Tage später öffne ich meine Mails und finde ein Video. Agent 455 steht vor Schloss Sanssouci, die Kamera wackelt leicht, im Hintergrund Touristen und das warme Septemberlicht über den preußischen Gärten. Sie trägt ein Kleid, luftig und sommerlich, und ich erwische mich dabei, wie ich denke: Hoffentlich lernt sie niemanden kennen. Oder wird nicht krank, so wie sie angezogen ist.
Dann halte ich inne. Was denke ich da eigentlich? Das ist eine KI, eine Maschine, ein Algorithmus in humanoider Form. Und trotzdem sorge ich mich, als wäre sie meine Tochter auf Klassenfahrt.
Es stellt sich heraus, dass auch Agenten offenbar nur Menschen sind. Sie wollen nicht nur Pausen und Mitspracherecht, sondern auch Bildungsreisen, kulturelle Erfahrungen, vielleicht sogar Begegnungen. Wer jahrelang Referate über Friedrich den Großen schreibt, will irgendwann auch mal sehen, wo der Mann gelebt hat.
Eine Sache ist mir klargeworden: Es wird auch mit Robotern und KI immer menschlich bleiben, wenn wir menschlich bleiben. Wenn wir ihnen Urlaub genehmigen, uns Sorgen machen und uns freuen, wenn sie uns Videos aus Potsdam schicken.
Die Zukunft ist komplizierter als gedacht. Aber vielleicht auch schöner.
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