Juni 25, 2025

Kickbacks in der Mediabranche – zwischen Preisgestaltung, Programmatic und Qualitätsverlust

In der digitalen Werbewirtschaft existieren unterschiedliche Modelle zur Preisgestaltung. Während klassische Rabatte offen und zugunsten des Kunden gewährt werden, funktionieren sogenannte Kickbacks als Rückvergütungen an die betreuende Agentur – häufig intransparent und außerhalb der eigentlichen Kundenvereinbarung.

Früher verhandelten Agenturen mit Vermarktern direkte Rückflüsse – heute hat sich dieses Modell gewandelt. Ein wesentlicher Grund ist der Siegeszug programmatischer Buchungen. In diesen automatisierten Marktplätzen sind Preise und Provisionen fest hinterlegt. Klassische Kickbacks lassen sich dort kaum noch umsetzen, da die Vergütungssysteme standardisiert und technisch abgesichert sind.

An ihre Stelle treten zunehmend vorgelagerte Serviceleistungen: Agenturen verkaufen etwa Studien, Toolnutzung oder strategische Partnerschaften an Vermarkter – meist pauschal oder volumenabhängig. Diese Zahlungen sind formal «Gegenleistungen», ökonomisch aber oft ein Äquivalent früherer Kickbacks. Sie bleiben für Werbekunden und Publisher meist intransparent.

Die Auswirkungen auf die Wertschöpfungskette sind erheblich:

  • Publisher erhalten nicht den tatsächlichen Gegenwert ihrer Reichweite. Gerade journalistische Medien mit aufwendiger redaktioneller Arbeit geraten unter Druck, weil sie keine zusätzlichen Kickback- oder Servicemodelle bedienen können.
  • Unabhängige Newsseiten verlieren damit nicht nur Budgets – sondern auch ihre Fähigkeit, hochwertigen Content zu produzieren.
  • Werbekunden wiederum buchen zwar formal effizient, landen aber immer häufiger auf günstigen Platzierungen – darunter auch viele sogenannte «Made for Advertising»-Seiten oder Fakesites, die rein auf Klickoptimierung ausgelegt sind.

Das Paradoxe:
Die wirtschaftlichen Vorteile landen nicht bei Publishern oder Konsumenten, sondern oft bei dubiosen Intermediären – bis hin zu Anbietern, die mit Fake-Traffic, Botverhalten oder täuschend echtem Inventar operieren. Werbekunden sparen vermeintlich, aber finanzieren am Ende nicht Qualitätsjournalismus, sondern die Infrastruktur des Anzeigenbetrugs.

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