
Wer einen Blog betreibt, kennt vermutlich die Datei robots.txt
. Diese liegt im Hauptverzeichnis einer Website und dient dazu, klassischen Webcrawlern – etwa von Google oder Bing – mitzuteilen, welche Bereiche einer Seite indexiert oder ignoriert werden sollen.
Seit Kurzem gibt es nun ein neues Format: die llm.txt
. Dabei handelt es sich nicht um eine offizielle Webstandard-Datei wie die robots.txt
, sondern um einen pragmatischen Vorschlag, um auch den Crawlern von KI-Anbietern klare Anweisungen zu geben. Diese Crawler arbeiten anders als klassische Suchmaschinen – und genau deshalb ist die llm.txt
ein wichtiges Signal für alle, die Inhalte im Netz veröffentlichen.
Große Sprachmodelle – sogenannte Large Language Models (LLMs) – wie ChatGPT, Claude oder Mistral werden mit großen Mengen an Text trainiert. Dazu greifen die KI-Firmen auf öffentlich zugängliche Webseiten zurück. Ihre Crawler lesen dabei nicht nur aktuelle Inhalte, sondern durchforsten oft ganze Archive. Ziel ist es, möglichst umfassendes Sprachwissen aufzubauen.
Der Unterschied zu klassischen Suchmaschinen liegt in der Nutzung: Während ein Googlebot eine Seite lediglich für den Index aufbereitet, könnten KI-Modelle den dort veröffentlichten Text vollständig speichern, analysieren und im Training verwenden – oder später bei der Beantwortung von Nutzerfragen einbauen. Genau hier setzt die Idee der llm.txt
an.
Die llm.txt
gibt Betreiberinnen und Betreibern von Webseiten eine einfache Möglichkeit, den Zugriff dieser KI-Crawler gezielt zu regeln. Wer möchte, dass die eigenen Inhalte für KI-Zwecke genutzt werden, kann dies mit einem einfachen Allow
-Befehl freigeben. Wer das nicht möchte, kann mit Disallow
entsprechende Abschnitte oder die gesamte Seite ausschließen.
Beispiel für eine vollständige Freigabe:
User-Agent: *
Allow: /
Oder eine gezielte Sperrung nur für OpenAI:
User-Agent: OpenAI
Disallow: /
Besonders für Bloggerinnen und Blogger stellt sich die Frage: Warum ist das relevant?
Erstens: Sichtbarkeit findet längst nicht mehr nur in Google-Rankings statt. Wenn KI-Modelle auf Inhalte zugreifen dürfen, kann ein Blogbeitrag – direkt oder indirekt – in KI-generierten Antworten auftauchen. In einigen Fällen sogar mit Quellenverweis. Das bedeutet: Potenziell neue Reichweite und Autorität, auch außerhalb traditioneller Kanäle.
Zweitens: Wer eine llm.txt
einsetzt, signalisiert digitalen Selbstschutz. Die Entscheidung, Inhalte freizugeben oder nicht, bleibt bei den Urheberinnen und Urhebern. Gerade für kleinere Seiten ist das ein wichtiger Schritt hin zu mehr Kontrolle über die eigene digitale Präsenz.
Drittens: Die Einführung dieser Datei stärkt das Bewusstsein für neue Formen der Nutzung von Webinhalten. Denn während viele sich auf SEO und Sichtbarkeit in Suchmaschinen konzentrieren, entsteht parallel ein neues Ökosystem: das der KI-gesteuerten Antworten, die wiederum aus öffentlich zugänglichen Inhalten gespeist werden.
Fazit: Die llm.txt
ist ein einfaches Werkzeug mit großer Wirkung. Sie erlaubt es, klar zu sagen, was erlaubt ist – und was nicht. Für Bloggerinnen und Blogger bietet sie die Chance, sich aktiv in den Dialog über digitale Rechte, KI-Nutzung und Sichtbarkeit einzubringen. Wer sie klug einsetzt, kann nicht nur Schutz, sondern auch neue Chancen generieren.