Eigentlich ist dieser Artikel vollkommen unpassend, denn es geht um Meetings – genauer gesagt, um Heißgetränke in Meetings. Und momentan finden viele Meetings immer noch im Homeoffice statt, wo wir für unsere Meetingdrinks selbst verantwortlich sind. Es wird allerdings eines Tages wieder Licht am Ende des Zoom-Meetings geben, und wir können wieder in schlecht belüfteten, wahlweise zu warmen oder zu kalten Räumen an der größten Zeiträuberei des Berufsalltags teilnehmen: den Meetings!
Meetings sind für mich als Teetrinker eine furchteinflößende Sache, denn in Deutschland leben wir die sogenannte Kaffeekultur. Das bedeutet am Ende nichts anderes, als dass wir umweltverachtende Kaffeeprodukte aus einer durch ein Schauspielerlächeln veredelten Aluminiumkapsel schlürfen oder den guten Kaffee aus dem Vollautomaten, der über Stunden warmgehalten wurde. Gebrühter Kaffee findet allerdings oft auf der klassischen Discounterschiene statt, also wenig Genuss, aber viel gespart.
In den frühen Jahren meines beruflichen Schaffens antwortete ich auf die Kaffeefrage mit der Todesverachtung eines Meetingneulings immer mit einem „Was ist mit Tee?“. Selten habe ich mir etwas so schnell abgewöhnt wie diese Frage, denn alles ist in vielen Meetings besser, als nach einem Tee zu fragen. Tee ist in den meisten Büros etwas für Kolleginnen und Kollegen, die ihre Magen-Darm-Erkrankung fröhlich teilen und dafür in der Kaffeeküche einen Kamillentee aufbrühen oder einen Früchtetee – igitt. Tee wird meistens aus der letzten Ecke eines Büroschranks hervorgekramt und hat seinen natürlichen Zersetzungsprozess meist schon begonnen. Er wird nur von der Staubschicht, die sich auf den Teebeuteln angelagert hat, vor einem sofortigen Verfall bei Kontakt mit lauwarmem Wasser (heißes Teewasser wird selten gereicht, sondern es wird Heißwasser aus der Leitung verwendet) bewahrt. Dafür ergibt sich aus der Mischung aus Staub und zerfallenden Mikrofasern des Teebeutels meist ein spannendes Aroma und dazu eine interessante Spannungsoberfläche, aus der Wahrsagerinnen dem Teetrinker seinen nahenden Hustenanfall nach dem ersten Schluck vorhersagen können.
Tee ist das Getränk des Todes in Meetings, gefolgt von stillem Wasser aus der Leitung. Aus diesem Grund trinke ich in Meetings Kaffee aus der lächelnden Alukapsel oder dem Warmhaltegefäß oder entscheide mich für ein Sprudelwasser aus der kleinen blauen Flasche.
Die Verachtung, die einem als Teetrinker von den Verantwortlichen für Konferenzgetränke entgegengebracht wird, ist in den letzten Jahren gesunken. Tee hat mit der einsetzenden Good-Feel- und Work-Life-Balance-Welle in den Büroräumen der Republik immer mehr Einzug gehalten. Das schlichte Äquivalent zum Kaffee, der Schwarztee, wird dabei immer noch vernachlässigt, weil er ja „ungesund“ ist, und stattdessen werden einem eine Menge Gesundheitsvarianten angeboten. Aber diese werden meistens sogar mit einer gewissen Achtung vor dem Trinkenden und dem Produkt zubereitet. Es ist also vielleicht irgendwann möglich, auch in Meetings einen schönen Earl-Grey-Tee zu trinken und dabei genussvoll in einen angetrockneten Meetingkeks zu beißen. Über Meetingkekse schreibe ich dann aber zu einem anderen Zeitpunkt.
Bild: Das lustige Bild zu diesem Tee-Beitrag ist von der Adobe KI erstellt worden. Etwas lustig sieht es aus. Die KI ist eben immer nur so gut, wie die Beschreibung die sie erhält.