Oktober 2, 2024

Let’s talk about Gürtelrose (Herpes Zoster)

Windpocken 2.0

Um es neusprachlich ein wenig griffiger zu machen, ist eine Gürtelrose nichts anderes als eine Erkrankung die durch Varizella-Zoster-Viren ausgelöst wird, die auch für die Windpocken verantwortlich sind – also die Windpocken 2.0.

Ganz wie wir es bei einem Software-Update kennen, ist die nachgebesserte Version meist besser als die vorherige Variante. Dies ist auch bei den Windpocken 2.0 so. Die Gürtelrose ist vor allem schmerzhafter, und wenn man sie nicht richtig behandelt, dann hat man leider auch länger davon.

Viele kennen die Gürtelrose als bläschenhaften, einseitigen Ausschlag rund um den Bauch oder Rücken. Dort tritt er verhältnismäßig „sanft“ auf und kann ohne einen Krankenhausaufenthalt behandelt werden. Ich bin kein Arzt, daher ist dies eher eine Erfahrung und keine Empfehlung. Ohne ärztliche Behandlung und Medikamente geht die Gürtelrose jedoch nicht weg.

Die deutlich unschönere Version ist die Gürtelrose als Ausschlag im Gesicht, rund um die Augen und auf der Kopfhaut. Da die Viren sich entlang der Nervenbahnen zu ihrem Ausbruchsgebiet fortbewegen, ist dies auch der Grund, warum die Gürtelrose nicht nur ein hässlich aussehender Ausschlag ist, sondern auch für dauerhafte Nervenschmerzen verantwortlich sein kann. Dies wird von vielen Menschen unterschätzt – ich gehörte zumindest dazu und habe dazu gelernt.

Empfindliche Kopfhaut und kleine Pusteln

Klingt eklig, will eigentlich auch keiner was von wissen. Wie bei allen Krankheiten. Anfang 2022 hatte ich plötzlich das Gefühl, meine Kopfhaut sei hypersensibel und jeder Windhauch würde von den Haarwurzeln registriert. Gleichzeitig hatte ich kleine Pusteln im Gesicht. Dass diese nur auf einer Gesichtshälfte aufgetreten sind, hatte ich zuerst nicht wahrgenommen. Dies ist jedoch wahnsinnig wichtig bei der (Eigen)Diagnose oder bei einem ersten Besuch bei Dr. Google (schlechter Arzt in der Regel).

Ich schob es auf ein neues Shampoo und hatte auch sonst keine Beeinträchtigungen. Als die Sensibilität der Kopfhaut nicht nachließ und sich als extrem störend herausstellte, die Püstelchen zu Pusteln wurden und ich die Einseitigkeit der Sache bemerkte, machte ich mich auf den Weg zum ärztlichen Notdienst.

Ab ins Krankenhaus

Ich kam ca. 46 Stunden nach den ersten Symptomen beim Notdienst an und musste mich dann der Erkenntnis stellen, dass es leider eine Gürtelrose im Gesicht ist, welche mich erwischt hatte. Ob es einen Zusammenhang mit der Coronaimpfung gab? Die Antwort muss wohl lauten Ja, aber in einem Verhältnis, welches aus meiner Sicht vertretbar ist. —> siehe auch hier.

Ich hatte also die „Du musst direkt ins Krankenhaus“-Karte gezogen und konnte mir zuhause noch schnell ein paar Sachen packen, denn mir wurde ein siebentägiger Zwangsurlaub prognostiziert.

Ganz wichtig für die weitere Behandlung und das, was nach dem Krankenhaus kommen sollte, ist der Zeitrahmen, in dem ich mich beim Arzt vorgestellt hatte. Innerhalb von 72 Stunden sollte man einen Arzt aufgesucht haben, dies hilft, den Verlauf der Krankheit besser in den Griff zu bekommen. Gerade wenn sich die frisch belebten Varizella-Zoster-Viren in deinem Gesicht und rund um die Augen austoben. Niemand möchte eine Einschränkung seiner Sehkraft riskieren, wenn sich die Ausschlagbläschen auf die Netzhaut legen würden.

Zu Corona-Zeiten ein Krankenhaus aufzusuchen, ist noch einmal besonders erschwerend. Der gesamte Prozess der Aufnahme an der Uniklinik in Frankfurt verlief aber spitzenmäßig und ich fühlte mich sofort gut aufgehoben. Ich bin dem Team der zuständigen Hautklinik heute noch dankbar.

Behandlung und Doktor Specht

Die Coronazeit hatte mich schon ziemlich deprimiert. Ein Krankenhausaufenthalt ohne Besuch sorgte nicht unbedingt für eine gesteigerte gute Laune. Vor allem, weil es mir zum Zeitpunkt der Ankunft in der Klinik gefühlt noch gut ging, bis auf die geschilderten Symptome. Es erschloss sich mir noch nicht, warum ich plötzlich sehr viele Schmerzmittel angeboten bekam und sofort am Tropf hing. Freundliche Virustatika sollten mir bei der Erholung und Bekämpfung der Windpocken 2.0 helfen. Die Schmerzmittel verhinderten eine Ausprägung von Nervenschmerzen, etwas, das nach dem Abklingen der Bläschen als Post-Zoster-Neuralgie auftreten kann.

In diesen sieben Tagen lernte ich auch die Augenklinik intensiv kennen, denn hier wurde sehr genau geprüft, ob die Viren auch das Auge befallen hatten. Ein Grund, warum es die Virustatika nicht nur als Infusion, sondern auch als Augentropfen gab (nahezu der unangenehmste Part).

Mit diesen Medikamenten, der ZDF-Mediathek und dem Lehrer Dr. Specht überlebte ich die sieben Tage im Krankenhaus.

Schmerztherapie und Fehler nach der Entlassung

„Suchen Sie Ihren Hausarzt auf und suchen sich einen Schmerztherapeuten“, sagte mir lächelnd die Ärztin, die mich an einem sonnigen Sonntag aus der Obhut der Hautklinik entlassen hatte und mich etwas ratlos in den blauen Himmel blicken ließ.

Die Auflösung folgte nur wenige Tage später. Ich hatte mir eine Schmerzpraxis gesucht, obwohl ich gar keine Schmerzen hatte. Ich nahm auch noch brav meine Schmerzmittel. Und das tat ich dann noch eine ganze Weile, denn trotz der guten Behandlung hatte ich leider das Gefühl, dass meine Nerven auf der Kopfhaut sehr empfindlich reagierten und dank des Internets hatte mich eine echte Panik erfasst, dass ich nun über Jahre mit Nervenschmerzen zu tun haben würde.

Trotz des Rats der Ärztin machte ich einen entscheidenden Fehler. Ich gönnte mir keine wirkliche Ruhe nach dem Krankenhaus und begann sofort wieder zu arbeiten. Wegen der Schmerzmittel fühlte ich mich fit und nicht krank, obwohl ich gerade erst aus dem Krankenhaus kam. Diese Zeit hätte ich mir nehmen sollen. Das ich später eine Woche Urlaub an der Nordsee machte, hat sicherlich geholfen, es hätten aber sicherlich auch drei Wochen sein können, aber ich meinte, arbeiten gehen zu müssen. Heute weiß ich, dass dieser Einsatz gerne angenommen wurde, aber es wäre auch nichts passiert, wenn ich meinem Körper Ruhe gegönnt hätte.

Die nächsten Wochen und Monate nahm ich Schmerzmittel, versuchte etwas mehr Sport zu treiben und mich gesünder zu ernähren. Alles half bei der Verbesserung der Situation. Die Ärztin hatte mir auch zur Beruhigung meiner Panik vor Nervenschmerzen besondere Schmerzmittel verschrieben, die ich dann auch mikrodosiert genommen habe.

Weg von den Schmerzmitteln

Ziel ist es natürlich, irgendwann weg von den Schmerzmitteln zu kommen, die man durchaus über einige Wochen und Monate nehmen kann/muss. Ich beschäftigte mich dann mit Alternativen und besprach diese auch mit der behandelnden Ärztin.

Vier Dinge haben mir bis heute sehr geholfen, mit den manchmal noch auftretenden, vielleicht auch nur stressbedingt gefühlten, Nervenschmerzen klar zu kommen:

  • Vitamin B12
  • Ruhe
  • Fasten
  • Colon-Hydro-Therapie (Darmspülung – nicht selbst ausgeführt)

Vitamin B12

Zu Vitamin B12 muss ich wohl wenig sagen, das gibt es in der Apotheke zu kaufen und ist eines der Vitamine, die wir als Menschen nicht selber bilden können.

Wir benötigen Vitamin B12 für den Energiestoffwechsel, zur Bildung von Blutzellen und zum Aufbau der Nervenhüllen. In größeren Mengen steckt es in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch, Eiern und Milcherzeugnissen. Im Körper freigesetzt wird Vitamin B12 durch Magensäure und Verdauungsenzyme. Ein spezielles Protein (“Intrinsic Factor”) transportiert das Vitamin zu den Dünndarmzellen. Von dort gelangt es ins Blut und zu den Nerven.

Es hat mir geholfen und mit 1000 mg am Tag fühle ich mich immer gut gerüstet für den Tag.

Ruhe

Wir leben in unruhigen Zeiten. Ruhe tut Not. Aber wie? Ständig ist das Smartphone dabei, uns up to date zu halten, ob wir wollen oder nicht. Das Handy gehört nicht ins Schlafzimmer. Berufliche Mails gehören auch nicht auf das private Telefon. Wenn dein Arbeitgeber dir kein Handy zahlt, dann musst du nach getaner Arbeit nicht mehr Mails abrufen (musst du auch in deiner Freizeit nicht vom Firmenhandy).

Lesen statt TikTok. Lesen beruhigt, auch wenn das Buch noch so aufregend ist.

Raus in die Natur und mal frische Luft atmen. Mit zwei sehr lieben Menschen habe ich den kurzen Waldspaziergang schätzen gelernt. Selbst, wenn wir nur 20 Minuten unsere Füße bewegen und mal dem Wald, den Wiesen und dem Feld zuhören: Es hilft. Wer nicht laufen mag, der kann das Rad nehmen oder sich eine Badehose anziehen und schwimmen gehen. Am besten mit dem Rad zum Bad.

Meditieren kann dich runterbringen. Yoga hilft. Hauptsache, der Kopf wird ausgeschaltet. Eine schwere Aufgabe, aber extrem effizient, wenn du, auch ohne Herpes-Zoster-Nachwehen, mit deinem Körper und Geist in Frieden und Freude leben magst.

Fasten

Der Knaller. Ich musste wirklich hart überzeugt werden und dachte, ich würde verhungern, wenn ich zu einer mehrtägigen Fastenkur aufbreche. Nichts dergleichen ist passiert. Nach den ersten zehn Tagen Basenfasten (Fasten für Einsteiger) fühlte ich mich in der Kombination mit #Ruhe sehr gut. Im Alltag ist es allerdings nicht ganz so einfach, sich an alle Regeln zu halten. Vor allem, wer Spaß an Wein & Genuss hat, wird lernen, sich zu disziplinieren. Es macht aber nicht dümmer & dicker, sondern gesünder & fitter.

Warum ist jetzt Fasten gut für eine nachträgliche Gürtelrosentherapie? Gürtelrose kommt auch von einem geschwächten Immunsystem. Einer der Gründe, warum ich während meines Krankenhausaufenthalts auf HIV getestet wurde, denn HIV-Patienten sind anfällig für Herpes Zoster. Wir schwächen unser Immunsystem durch zu wenig Schlaf, falsche oder übermäßige Aufnahme von Kalorien, zu viel Alkohol und Nikotin, zu wenig Sex (Sex ist gesund und regt das Immunsystem positiv an) und durch falsche Prioritäten zwischen Arbeitsleben und Privatleben. Ich meine hiermit kein Leben, wie es manche GenZ-Protagonisten sich wünschen, sondern das Bewusstsein dafür, was wir machen und wie wichtig es ist, was wir machen. Viele Arbeitgeber fordern uns, als ob wir jeden Tag eine Herz-OP durchführen würden, dabei machen wir sicherlich alle einen wichtigen Job, aber niemand muss dafür seine Gesundheit und seine Familie aufs Spiel setzen.

Beim Fasten lernen wir den richtigen Umgang mit gesunder und ausgewogener Ernährung. Dass Essen ohne Fleisch lecker sein kann (wobei Fleisch gut für Vitamin B12 ist) und auch manches Gemüse seine Vorteile haben kann.

Ist der Magen-Darm-Bereich gesund, dann sind wir es auch und damit helfen wir unserem Körper, die Folgen von Gürtelrose (und anderen Krankheiten) besser zu verarbeiten.

Darmgesundheit

Beim #Fasten habe ich schon das Wort Darmgesundheit erwähnt. Ein gesunder Darm hat seinen Charme. Neben dem Thema Fasten ein dickes Brett, das für mich gebohrt wurde. Wenn jemand sagt, dass man sich mal den Darm spülen lassen solle, dann hat das erst einmal etwas, was wir nicht so spannend finden. Wie immer, wenn es um das Thema Darm geht. Ist auch meistens nicht so ansehnlich, was dort so produziert wird. Auf den 7-8 m, die unser Darmsystem „lang“ ist, macht unser Food eine lange Reise durch unseren Körper und insbesondere den Darm. Wie bei jeder Reise bleibt auch mal was am Wegesrand liegen und wird nicht sofort weggeräumt – kennen wir alle von den Autobahnausfahrten und Rastplätzen. Diese Reste tun nicht gut und können mit Hilfe der Hydro-Colon-Therapie aus dem Darm gekärchert werden. Das Ganze findet natürlich deutlich sanfter statt als einmal die Garagenwand zu kärchern, aber am Ende sieht es wieder „schön“ aus und es stellt sich ein gutes Gefühl ein.

Nach einer medizinischen Darmuntersuchung (Darmspiegelung) kann es durchaus Sinn machen, den leergeräumten Darm durch Darmspülungen noch weiter zu säubern und auch die negativen Folgen der Darmreinigung wieder ins Lot zu bringen.

Bei der Darmspülung handelt es sich um eine heilpraktische Anwendung, es ist also Glaubenssache, ob und wie es einem hilft. Ausreichende ärztliche Studien gibt es zu diesem Thema nicht wirklich. Tatsache ist aber, dass man sich danach besser fühlt und wer dann seinen Darm pflegt, der wird auch auf Dauer etwas davon haben.

Fazit

Gürtelrose und die Komplikationen, die nach einer Abheilung der Bläschen auftreten können, sind beide kein Spaß. Vor allem, wenn du es damit im Gesicht zu tun bekommst.

Wichtig ist, rechtzeitig zum Arzt zu gehen. Nach der Behandlung, ob ambulant oder klinisch, ist es wichtig, sich mit der Nachsorge zu befassen. Dazu können dann meine Tipps gehören. Ich bin kein Arzt, daher ist dieser Text auch nicht als Ratschlag eines solchen zu werten. Es ging um meine persönlichen Erfahrungen, die ich hier in abgekürzter Form wiedergegeben habe.

Zum Thema basische Ernährung, der Säurehaushalt unseres Körpers spielt natürlich eine große Rolle in allen Belangen der Gesundheit, ein kleiner Tipp:

Wer anstatt Nudeln öfter Kartoffeln zu sich nimmt, der hat schon einen kleinen basischen Schritt gemacht. Wenn dann noch der Alkoholgenuss und die Gummibären im Konsum nach unten reguliert werden, dann geht es sicherlich schon etwas besser.

Impfung gegen Gürtelrose

Just do it. Einfach machen.

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